Unterwegs nach N.Y.: Huhn baskischer Art


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Gastbeitrag von Patervocis

Howgh!

Anfang Juli, Hitzewochenende in Deutschland – 35°C, das sind 95° Fahrenheit  auf amerikanisch. Und aus Nordamerika, genauer aus der Navajo Nation Reservation, stammt das heute ausprobierte Rezept, das aber merkwürdigerweise „Huhn auf baskische Art“ heißt. Wir haben heute festgestellt, dass dieses leichte Gericht bei sehr warmem Wetter angenehm zu essen ist, und vielleicht haben die Navajo es genau aus diesem Grund von den Basken übernommen, denn in der Wüste von Arizona sind solche Temperaturen ja durchaus nicht ungewöhnlich.


Im Kochbuch angegeben sind die Zutaten für 4 Personen; da wir zum Sonntagsessen wieder 7 Personen waren, habe ich die Mengen einfach verdoppelt.


Zunächst habe ich 2 Hähnchen wie angegeben in je acht Teile zerlegt. Im Buch ist das nicht genauer beschrieben; ich zerlege ein Hähnchen in solchen Fällen gerne in Ober- und Unterkeulen, die  Flügel mit je einem Stück Brust (ca. ¼) daran und die restliche  Bruststücke. Für das Rezept wird Hühnerbrühe benötigt, daher habe ich die Hähnchen schon am Morgen ausgebeint und aus den Karkassen und den Flügelspitzen eine Hühnerbrühe gekocht. 


Die Hähnchenstücke werden gesalzen und gepfeffert und in Olivenöl angebraten, dann erst mal zur Seite gestellt. Im Buch steht, dass die Hähnchenteile im Topf angebraten werden sollen; da ich viel mehr Fleisch hatte, habe ich zusätzlich eine (unbeschichtete) Pfanne  genommen, damit es schneller ging. 



Vier Zwiebeln werden gehackt, zwei grüne und zwei gelbe Paprikaschoten in Streifen geschnitten; das alles wird dann im Topf in Olivenöl  angeschmort. Sechs (in etwas Salz) zerdrückte Knoblauchzehen habe ich zum Schluss dazugegeben, die Hähnchenteile wieder dazugelegt und mit ca. einem halben Liter Hühnerbrühe zunächst den Bratansatz aus der Pfanne gelöst (deswegen unbeschichtet!) und in den Topf gegeben, dann mit einem knappen halben Liter Weißwein (nach Rezept 450ml) und 0,1 Liter „Cognac“ aufgefüllt; den Cognac habe ich in diesem Fall durch eine entsprechende Menge ordentlichen „uralten“ deutschen Weinbrandes ersetzt. Schließlich habe ich zwei  400gr.-Dosen stückige Tomaten dazugegeben (- im Rezept steht nur „1 Dose Tomaten in Stücken“ ohne weitere Mengenangabe , aber große Dosen wären definitiv zu viel!),  umgerührt, Deckel drauf. Das Ganze wird 40 Minuten bei mittlerer Hitze geköchelt.


Zwei- bis dreimal habe ich zwischendurch umgerührt und war dabei etwas skeptisch; nach den angegebenen vierzig Minuten war ich einigermaßen enttäuscht, denn die Sache sah doch sehr „suppig“ aus. Im Rezept steht, man solle den Deckel „locker“ auf den Topf legen. Ich hatte ihn einfach aufgelegt, ohne weiter über dieses „locker“ nachzudenken. Hinterher ist mir aufgegangen, dass es dabei offenbar um die Flüssigkeitsreduktion geht. Das Ganze soll wohl etwas einkochen, damit alles sämiger wird. Also sollte man den Deckel  entweder auf „Kipp“ legen, oder vielleicht, das werde ich das nächste Mal ausprobieren, in der letzten viertel Stunde den Deckel abnehmen und die Flüssigkeit reduzieren.

Egal, nun war es eben „suppig“ geworden, daher haben wir schnell noch zusätzlich tiefe Teller und Löffel  gedeckt, ging auch. Und es hat sehr sehr  gut geschmeckt, daher wird es sicherlich ein „nächstes Mal“ geben! Das Gericht hat natürlich, gerade in meiner etwas „suppig“ geratenen Variante, etwas von einem Hühnereintopf; durch das Anbraten der Hähnchenteile wird es aber kräftiger, mit deutlichen Röstaromen; Wein und Cognac verleihen ihm gleichzeitig ein gewisse Leichtigkeit. Es  erinnert an typische französische Hühnergerichte wie Coq au vin, ist aber durchaus eigenständig.
Als Nicht-Alkoholiker braucht man sich sicherlich keine Gedanken über den enthaltenen Wein und Cognac machen; da Alkohol  einen deutlich niedrigeren Siedepunkt hat als Wasser, dürfte nach 40 Minuten Kochzeit das Meiste verflogen sein. Ein entsprechendes Aroma bleibt allerdings zurück – und das soll es ja auch. Ein ausgesprochenes Kindergericht ist es allerdings mit diesem Aroma eher nicht.
Noch eine Anmerkung zu den Dosentomaten: Normalerweise verwende ich keine Dosengemüse, aber im Falle von Tomaten habe ich mit einer solchen Angabe im Rezept kein Problem. Im Gegenteil, die Tomaten für Dosen werden in den Erzeugerländern meist reif geerntet und haben daher in aller Regel  ein intensiveres Tomatenaroma als die frischen und wegen der Transportwege grundsätzlich zu früh geernteten  Tomaten beim normalen  Lebensmittelhändler. Wer eine Quelle für richtig reife und aromatische frische Tomaten hat, kann natürlich auch diese für ein solches Gericht verwenden. Unsere Gartentomaten sind aber noch nicht so weit.
Das Rezept empfiehlt als Beilage „Wildreis“, den ich natürlich nicht beim Lebensmittelhändler um die Ecke bekommen konnte. Normaler Reis war mir im Rahmen unserer kulinarischen Weltreise zu wenig „amerikanisch“. Daher habe ich kleine Ofenkartoffeln und geröstetes Brot dazu gereicht. Das machte sich gut; normaler Reis würde aber sicherlich auch sehr gut zu diesem Gericht passen, oder ebenso auch gekochte Kartoffeln.


Zur Aufmachung des Rezeptes im Buch: Auch diesmal wird das Rezept von einem schönen und anregenden Bild begleitet. Wieso aber ein „baskisches“ Hühnerrezept als typisch amerikanisch eingeordnet ist, wird nicht weiter geklärt. Die Brücke ist offenbar nur, dass Tony Milford jr., von dem Loftus das Rezept erhalten hat, Indianer ist. Hm, im Sinne der „Story“ des Buches vielleicht etwas fragwürdig. Allerdings ist das Rezept gut, das Ergebnis lecker, und das ist dann vielleicht doch die Hauptsache.
Dieses Rezept ist logisch aufgebaut und lässt sich grundsätzlich gut nachkochen. Allerdings erläutert es nicht immer alle Details und setzt daher doch schon ein wenig Kocherfahrung voraus. Und ob Angaben wie „225ml“, die kein europäisch-kontinentaler Messbecher liefert, sein müssen, lasse ich mal dahingestellt ( - könnte im amerikanischen Originalrezept mal ½ pint gewesen sein, trifft es aber auch nur ungefähr). Nichtsdestotrotz hatte ich Spaß beim Nachkochen und meine Familie hatte Freude beim Essen. Treffer!
P.S. Nach dem Essen – und einer kleinen Verdauungspause - habe ich die Flüssigkeit nochmal in den Topf getan, auf knapp die Hälfte reduziert und dann die festen Teile, Gemüse und Fleisch, wieder eingelegt. Besser!

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